Nick Woodland ist schon seit vielen Jahren ein gern gesehener Gast im Magazin 4. Auch mit diesem Konzert bescherte der lässige Brite den Bluesfans wieder ein wunderbares Konzerterlebnis.

Katharina Stockhammer verfasste den folgenden Artikel für das Reichenhaller Tagblatt vom 22.2.2011

 

Der Mann mit dem Hut und sein unnachahmlicher Groove

 

Nick Woodland und seine Band brillieren

im Magazin 4 mit Blues-Rock vom Feinsten

 

BAD REICHENHALL – Am Anfang des Konzertes gibt es lange Gesichter. Nicht drinnen im restlos ausverkauften Barraum des Magazin 4, sondern draußen vor der Tür. Denn nicht alle, die Nick Woodland und seine Band sehen wollen, dürfen hinein. Nur wer sich bereits im Vorverkauf eine Karte gesichert hat, kann sich auf den in London geborenen Sänger und Ausnahme-Gitarristen freuen. „Auf einen derartigen Andrang waren wir gar nicht gefasst“, meint der Vorsitzende des Sternenzeltvereins Michael Scheurl und freut sich über das rege Interesse der Musikfans aus nah und fern.

„Blue to me“ ist das Eröffnungsstück an diesem Abend – es geht sofort die Post ab. Der Rocksong ist auf Nick Woodlands letzter CD „Cult Factory Vol. 1“ aus dem Jahr 2008 zu hören. Von diesem Album und vom nächsten, das im April erscheinen wird, stammen die meisten Titel dieses Abends.

Einen besonderen Klang hat das Lied „Je vais devenir fou“, in französischer Sprache gesungen und nicht weniger groovig als die Nummer zuvor. „Road“ ist ein entspannter Song, ebenfalls aus der Woodland'schen Feder, mit leicht abgehacktem Sprechgesang und coolem Rhythmus. Nur wenige Werke anderer Interpreten „verirren“ sich in das Programm des Künstlers, der sich als einer der besten Studiomusiker Europas einen Namen gemacht hat. „Motherless Children“ von Eric Clapton ist eines davon. Woodland spielt es so ausdrucksvoll, dass der große Meister an der Gitarre seine wahre Freude daran hätte.

„Schön, wieder in der 'oidn' Saline zu sein“, meint der Mann mit dem Zylinderhut, der sich trotz vieler Jahre in München seinen vornehmen britischen Akzent erhalten hat. Viel redet der zurückhaltende Engländer ohnehin nicht, doch seinen trockenen Humor spiegeln auch die wenigen Kommentare wider und sorgen für Heiterkeit auf den Zuschauerplätzen. „I Guess Things Happen That Way“ ist ursprünglich von Johnny Cash, in der Woodland-Version wird dieser Oldie zu einer geschmeidigen Reggae-Nummer. „Something I heard“ ist das, was man einen melancholischen Blues nennt, „Tender Trap“ erinnert ein wenig an den Stil des viel zu früh verstorbenen Willy deVille. Beide Stücke sind von Nicks 2006er Album „The Current That Flows“ und verabschieden das Publikum in die (Raucher)-Pause.

Voller Elan geht es in die zweite Halbzeit. „Crackin' up“ und „Rocket Coffee“ regen sogar die Gäste zum Mitwippen an, die einen der begehrten Sitzplätze ergattert haben. Etwas später gibt es dann noch einmal einen „ausgeliehenen“ Titel, Bob Dylans „New Pony“. Es ist eines der weniger bekannten Lieder vom 1978er Album „Street Legal“. Der Song stammt aus der stark christlich geprägten Zeit des großen Musikers und Dichters. Wenn Nick Woodland singt „I had a pony, her name was Lucifer“ klingt das aber viel rockiger als beim Original. Beeindruckend hier auch der lässige Tom Peschel an der Bassgitarre. Beim nächsten Stück, „Somewhere Trouble Don't Go“ des amerikanischen Country-Sängers Buddy Miller, drehen alle Akteure so richtig auf.

Dass da vier kongeniale Partner auf der Bühne stehen, die nicht nur in der Woodland-Band zusammenspielen, sondern lange Zeit gemeinsam mit Georg Ringsgwandl gearbeitet haben, merkt man nicht nur bei dieser Nummer. Jetzt bietet sich für jenen einzelnen der nötige Freiraum, durch gelungene Soli aufzufallen: Manfred Mildenberger am Schlagzeug ist ein sehr jugendlicher Twen, doch an seinem Instrument längst ein echter Vollprofi, eines der größten Talente weit und breit. Zum „knackigen“ Sound - nicht nur bei diesem Titels - trägt maßgeblich Klaus Reichardt bei. Der Keyboarder wechselt während des gesamten Konzerts immer wieder an die Pedal-Steel-Guitar, „zupft“ sie gekonnt wie Jimmy Page von Led Zeppelin. Mit dem bereits erwähnten Tom Peschel hat Woodland vor gut drei Jahren einen Bassisten an Land gezogen, der auch den Kontrabass genial beherrscht. Heute braucht er den jedoch nicht.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist „Little Puppet“. Ganz zart und leise umschmeichelt Nicks Stimme seine Zuhörer in bester Folk-Manier mit einer sanften Rockballade. Unverhofft wird es kraftvoll und rockig, bevor zum Ende hin wieder einfühlsame, melancholische Töne angeschlagen werden. Eine ausdrucksstarke Komposition des Wahlmünchners. Schade, dass mit dem brandneuen „Egyptions“ schon das Finale daherkommt. Exzellenter Gitarrensound umrahmt die wunderschöne Melodie und bei seinem langen Solo ist Nick Woodland ganz in seine Musik versunken. Mit stehenden Ovationen danken ihm seine Gäste, fordern lautstark und ausdauernd Zugaben ein.

„Okay“ meint Nick Woodland und legt nochmals los. „Low Man“ ist die erste Dreingabe. Ein ganz und gar cooler Song mit lässigem Groove. Mit der Instrumental-Nummer „Tailspin“, wuchtig, laut und mit vibrierendem Bass gespielt, geht ein phänomenales Konzert zu Ende. Sehr zur Freude seiner Fans kündigt Woodland an, im Herbst wieder zu kommen und dann auch sein neues Album zu präsentieren. Man darf schon jetzt gespannt sein, was der Zauberer an der Bluesgitarre kreiert hat.