Zum zweiten Mal war eine der bekanntesten deutschen Boogie-Bands zu Gast im Magazin 4. Katharina Stockhammer vom Reichenhaller Tagblatt berichtete am 6.8.2011 über dieses rasante Konzertereignis:

 

Glückshormone ohne unerwünschte Nebenwirkungen

 

Fetziges Konzert der Boogie Connection

versetzt Publikum im Magazin 4 in Tanzlaune

 

BAD REICHENHALL – „Das Hören von Boogie Woogie macht glücklich“, meint Christoph Pfaff, Gitarrist und mit viel trockenem Humor ausgestatteter Sänger der Boogie Connection aus dem Schwarzwald. Zum zweiten Mal ist das Freiburger Trio in der Alten Saline zu Gast und füllt den Barraum bis auf den letzten Platz. Und damit sich das versprochene Glücksgefühl sogleich einstellt, legt die Band mit „Tricks Ain't Walk No More“ von der amerikanischen Bluesmusikerin Memphis Minnie richtig los.

Nach Jesse Fullers weltbekanntem „San Francisco Bay Blues“ gibt es das erste „Schmankerl“ des Abends: „Fine Brown Frame“. Dieser spritzige Jump-Blues aus dem Jahre 1944 wurde von dem Jamaicaner Guadalupe Cartiero geschrieben, der wie so viele begabte Komponisten sein Glück in Amerika suchte, aber jung sterben musste.

Diese und manch andere interessante Geschichte erfahren die musikbegeisterten Gäste ganz nebenbei von „Entertainer“ Pfaff. Clarence „Pinetop“ Smith starb ebenfalls früh, fand er doch den Tod bei einer wilden Schießerei in einem Tanzlokal. Der Welt hat er den Song „Mr. Pinetop's Job“ hinterlassen. Den fetzigen Boogie interpretieren die Badener mitreißend.

Schon bewegen sich die ersten Tanzpaare gekonnte in den wenigen Lücken zwischen den Stühlen. Danach wird es bei einem wahren Meisterstück des Blues kein bisschen ruhiger: „Baby, What You Want Me To Do“ von Jimmy Reed, das durch die imposante Etta James unsterblich wurde, wird außerordentlich schwungvoll in Szene gesetzt. Der Co-Autor von „Strangers In The Night“, Charly Singleton, hat den Rumba-Blues „Help The Poor“ komponiert. Eine geschmeidiges Stück, das wieder etwas Ruhe ins Magazin 4 bringt. Doch nur für kurze Zeit, denn mit „Roll Over Beethoven“ vom Godfather of Rock'n'Roll, Chuck Berry, wird es erneut schweißtreibend. Mit „At Last“, einer Harry-Warren-Nummer, die in den verschiedensten Varianten vertont wurde und mit der sowohl B.B.King als auch viel später Beyoncé Erfolge feiern konnten, kann Christoph Pfaff seine ausdrucksstarke „schwarze“ Stimme perfekt präsentieren. Als Ragtime-Version gelingt „What A Shame“ vom Stones-Album „The Rolling Stones, Now!“ aus dem Jahr 1965. Die eingangs erwähnte Glücksgefühl-Steigerung gipfelt in der ersten Halbzeit im „Boogie Woogie Stomp“ von Albert Ammons. Rasant gespielt, liefern die drei Vollblutmusiker den Beweis, dass zumindest für die Zuhörer an diesem Abend Antidepressiva völlig überflüssig sind.

Mit einem Blues-Standard aus den 1920er Jahren eröffnet die Band die zweite Runde. „Nobody Knows You When You're Down And Out“ von Jimmy Cox ist durch die Unplugged-Version von Eric Clapton auch den jüngeren Fans ein Begriff. Der „Alley Boogie“ von Lucille Bogan gibt dem exzellenten „Stride“-Pianisten Thomas Scheytt erneut die Gelegenheit, seine Finger mit Temperament und Präzision über die Tasten flitzen zu lassen. Am Schlagzeug begleitet Jörn Paul Weidlich diesmal die Herren Pfaff und Scheytt. Er wechselt sich mit Hiram Mutschler ab, der den Job beim letzten Auftritt in der Salinenstadt übernahm. Der junge Drummer steht seinen älteren Kollegen in nichts nach und sorgt unaufdringlich für einen groovigen Rhythmus. „Key To The Highway“ von William „Big Bill“ Broonzy und Charlie Segar ist eine absolut lässige Bluesnummer, in der Pfaffs Mundharmonika erneut zum Einsatz kommt.

Vor knapp zwanzig Jahren wurde die Boogie Connection gegründet. Seit jener Zeit ist Champion Jack Dupree ihr Lieblingspianist. Dessen Trinklied „When I'm Drinkin“, in das zahlreiche kleine Melodien eingearbeitet werden („Schwäbsche Eisebahne“) und bei dem in der 7. Strophe ganz offiziell gerülpst werden darf, ist ein weiterer stimmungsvoller Höhepunkt. Mit „Need Your Love So Bad“ von Little Willie John, dem Peter Green und seine „Fleetwood Mac“ in den 60er Jahren ein Denkmal gesetzt haben, beweist das Trio erneut seine Kreativität und Wandlungsfähigkeit.

Pianist Thomas Scheytt ist zudem schon viele Jahr als Komponist tätig. Sein „Suite Case Blues“ und danach der „Fifty Dollar Boogie“ gehören längst zum festen Bestandteil des „Connection“-Programms und geben ihm die Gelegenheit, als Solist zu glänzen. Mit dem bewegenden Gospel „There Must Be A Better World Somewhere“ von Malcolm „Dr. John“ Rebennack und dem monumentalen Pianostück „Mess' Around“ von Ray Charles geht eine hervorragendes Konzert zu Ende. Der tosende Applaus des Publikums spornt die spielfreudige Band zu zwei Zugaben an, nämlich zu Little Richards „Good Golly Miss Molly“ und einem schmissigen Boogie-Potpourri. Mit diesem standesgemäßen Ausklang empfiehlt sich die Boogie Connection nachdrücklich für einen neuerlichen Besuch in der Kurstadt in hoffentlich nicht allzu weiter Ferne.