Im Rahmen unsere Literaturreihe "Boarisch gschriem - boarisch gredt" lebt durch den lebhaften Vortrag von Dr. Hans Göttler die Bayerwald-Dichterin Emerenz Meier wieder auf.

Gustav Starzmann schrieb dazu den Bericht, der am 21.10.2011 im Reichenhaller Tagblatt veröffentlicht wurde:

 

Geschichten über die Menschen im Bayerischen Wald

 

Literaturabend im Magazin 4 -

Werke von Emerenz Meier vorgetragen

 

BAD REICHENHALL - Unter dem Titel "Bairisch ist überhaupt nicht gschert" stand der zweite Abend zum besseren Verständnis der bairischen Literatur im Magazin 4 in der Alten Saline. Es war ein nicht schlecht besuchter, exklusiver Abend für besondere Kenner der bairischen Literatur. Das literarische Naturtalent Emerenz Meier, das Bauerndirndl aus dem Bayerischen Wald - geboren 1847 in Schiefweg bei Waldkirchen, gestorben 1928 in Chicago - ist ja vor allem einem erlauchten Kreis besonders belesener Liebhaber feinsinniger Lyrik und stimmiger Prosa ein Begriff.

Gustav Starzmann, der Ideengeber dieses Abends, erinnerte aber auch an den für die damalige Zeit ungewönlichen, oft übersehenen "Gender-Ansatz" im Denken und Dichten von Emerenz Meier. Als "Einleitung" und zum Beweis trug er ihr Gedicht "Stoßseufzer" vor:

 

Hätte Goethe Suppen schmalzen,

Klöße salzen,

Schiller Pfannen waschen müssen,

Heine nähn, was er verrissen,

Stuben scheuern, Wanzen morden,

Ach die Herren,

Alle wären

Keine großen Dichter worden.

 

Dr. Hans Göttler, Deutsch-Didaktiker an der Universität Passau, „infiziert“ mit dem bairischen Literaturvirus.Der Niederbayer, Wirtskind wie die Emerenz und Herausgeber einer längst vergriffenen Gesamtausgabe der Werke von Emerenz Meier. Er verstand es überaus sachkundig und didaktisch in das Werk der Dichterin, ihre Geschichten, Gedichte und auch literarischen Briefe einzuführen und daraus vorzutragen.

Des Niederbairischen mächtig, konnte er den Originalton Meier'scher Sprache erklingen lassen. Er begeisterte seine Zuhörer z.B. mit der gekannten Geschichte „Der Bua“, Gedichten über die Landschaft, Stimmungen und Menschen im Bayerischen Wald, wie dem schon legendär gewordenen Gedicht „Wödaschwuin“ und mit Briefen aus dem Exil in Chicago. Einen Höhepunkt stellte der Vortrag des offenherzigen Briefes der Dichterin an ihren Freund, Bewunderer und Kollegen Hans Carossa dar.

Fritz Derwart traf auf seiner „Ziach“ den Inhalt der Meier'schen Texte durch die Auswahl und den meist elegischen Ton seiner „Stückln“ kongenial zum Vortrag Göttlers.

Die Reihe „Bairische Literatur“ im Magazin 4 soll fortgesetzt werden. Der Organisator Gustav Starzmann bietet einen „deftigen“ Abend zu Georg Queri, vorgetragen vom Schauspieler Bernhard Butz an. Als Kontrast dazu soll ein feinsinniger, hintergründig humorvoller Abend mit Erzählungen von Wilhelm Diess folgen, die Starzmann selber vortragen wird.