Im Reichenhaller Tagblatt vom 01.12.2012 erschien folgender Bericht (von Katharina Stockhammer) über ein mitreißendes Konzert der Ludwig Seuss Band. Mit ihrem "Gaststar" Abi Wallenstein aus Hamburg hat die Münchner Formation einen bleibenden Eindruck in Reichenhall hinterlassen!

Eine musikalische Reise in die Südstaaten von Amerika

Die Ludwig Seuss Band bietet zusammen mit Abi Wallenstein einen perfekten Bluesabend im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Seit 25 Jahren hat der Münchner Ludwig Seuss einen Job als Keyboarder bei der kultigen Spider Murphy Gang, doch daneben widmet er sich schon lange und intensiv seiner Blues-Leidenschaft. Mit seiner eigenen, der „Ludwig Seuss Band“ huldigt er nämlich mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Piano-Boogie, Jump-Blues und New-Orleans-Zydeco dem Sound aus den amerikanischen Südstaaten.

Im sehr gut gefüllten Barraum des Magazin 4 startet die Band rasant mit einem schmissigen Boogie Woogie, dem „Country Girl“. Da Seuss das Piano ausgesprochen rhythmisch zu spielen versteht, ganz in der Tradition der Musiker aus dem Mississippi-Delta, springt der berühmte Funke von Anfang an auf das Publikum über. Seine Bandkollegen tragen das ihre zu dieser Stimmung bei. Zwei von ihnen sind im Magazin 4 keine Unbekannten mehr: Der junge Manfred Mildenberger am Schlagzeug und Tom Peschel am Bass waren bereits mit Nick Woodland zu Gast in der Alten Saline und wussten schon damals voll zu überzeugen. Gitarrist Christof „Bebof“ Böhm hingegen steht wie sein Bandleader erstmals in der Salinenstadt auf der Bühne.

Nach einem schnellen „Rootsrock“ zu viert wird der Spezialgast des Abends, Abi Wallenstein, die Blues-Legende aus Hamburg, dazu gebeten. Bei „Decoration Day“ kann der fast 67-jährige Vollblutmusiker mit der markanten Stimme gleich zeigen, warum er sich als einer der authentischsten Bluesinterpreten der Republik längst einen Namen gemacht hat: Abi „lebt“ den Blues, das merkt man vom ersten Takt an. Zum Mitwippen regt „Same Old Blues“ mit seinem charakteristischen Orgelsound an und bei „Alabama“ wird es so richtig „südstaatlerisch“. Fast fühlt man sich um hundert Jahre zurückversetzt, als lausche man W.C. Handy oder Charley Patton bei der Arbeit.

Unmittelbar darauf ändert sich der Rhythmus abermals. Schnell und durchaus tanzbar ist der Zydeco. Er kommt aus dem Süden Louisianas. Typisches Instrument ist bei dieser Musikform das Akkordeon und zu diesem greift nun Ludwig Seuss, lässt bei „41 Days“ seine Finger über die Tasten flitzen. Mit „Shake Your Boogie“ geht es schwungvoll und schweißtreibend zur Sache, so dass sich die Musiker aber auch das Publikum die anschließende Pause verdient haben.

Mit einem ruhigen Blues startet das Quartett etwas gemächlicher in die zweite Halbzeit. „Lead Me On“ stammt von Ludwig Seuss' aktuellem Album „Virginia Blues Connection“. Diese melancholische Phase dauert jedoch nicht lange, denn fetzig und groovig legen die Musiker wieder einen Zahn zu. Bei „Hot Tamale Baby“ kommt erneut Abi Wallenstein hinzu. Zweifelsohne ist es der Hamburger, der das Konzert zu einem besonderen Ereignis werden lässt. Der leidenschaftliche Straßenmusiker ist der geborene Frontmann mit einer gewaltigen Bühnenpräsenz. Sein gleichermaßen virtuoses wie druckvolles Gitarrenspiel ist souverän und seine Ausstrahlung als Sänger absolut sympathisch und ohne jegliche Allüren. Das Zusammenspiel mit Ludwig Seuss und seiner Band ist harmonisch, keiner der Musiker muss sein Licht unter den Scheffel stellen, auch nicht Christof Böhm, der als Gitarrist immer etwas im Schatten von Wallenstein agiert. Es bleibt dennoch viel Raum für die Bandmitglieder, mit Soloparts aufzeigen. So hat jetzt der Ausnahme-Drummer Manfred Mildenberger ausgiebig die Gelegenheit, sein Können zu präsentieren. Stilistisch perfekt und unglaublich mitreißend demonstriert er damit ein weiteres Mal sein Talent am Schlagzeug.

Mit „Hip Shake“ hatten schon die Rolling Stones auf ihrem Album „Exile on Main Street“ vor 40 Jahren einen Hit. Mit der unwiderstehlichen Interpretation von Abi Wallenstein kommt neuerlich Bewegung in das Publikum. Stillstehen kann mittlerweile niemand mehr und der Aufforderung „Don't move your handy, just shake your hips!“ wird gerne gefolgt. Die anschließende Frage „Are your ready for the Hoochie Coochie Man?“ entpuppt sich als rein rhetorisch, denn natürlich freuen sich die Musikfans auf diesen Blues-Standard von Willie Dixon. Selten wurde „Bad Reichenhall“ so lässig „angesungen“ und in den Liedtext mit eingebaut.

Nach einem neuerlich sehr beschwingten Boogie fordert Abi Wallenstein die wenigen noch am Rande sitzenden Gäste auf, zum Finale vor die Bühne zu kommen. Die meisten Zuhörer hält es zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr auf den Stühlen, dicht gedrängt stehen sie vor dem Podium und bewegen sich im Takt. In dieser energiegeladenen Atmosphäre geht mit dem „Good Morning Blues“ ein furioses Konzert dem Ende zu.

Der lang anhaltende und kräftige Applaus der Zuhörer wird mit Zugaben belohnt und der Auftritt erfreulicherweise noch ein wenig verlängert. Mit „Kiss“, dem Welthit von Prince, verabschiedet sich eine spielfreudige Ludwig Seuss Band und ihr kongenialer Partner Abi Wallenstein zu später Stunde vom begeisterten Reichenhaller Publikum.

 

Fotos: Michael Scheurl

Abi WallensteinLudwig SeussAbi WallensteinManfred Mildenberger, im Hintergrund Tom PeschelTom PeschelChristof BöhmLudwig Seuss