„Das Ende vom Ich“

Lebensbetrachtungen eines bayrischen Kindskopfs!

 

Mit einem gut gefüllten Saal ging auch der vierte Auftritt vom Altinger Michi mit einem Angriff auf die Lachmuskulatur seines Publikums erfolgreich über die Bühne. Musikalisch wurde er wieder von Martin Julius Faber begleitet, mit dem ihn schon 20 Jahre Kabarett verbinden.

Mit seiner bekannten Schlagfertigkeit, dem komödiantischen Schauspieltalent, seiner überzeichneten Mimik und Gestik ist der gebürtige Landshuter seit vielen Jahren unbestritten einer der witzigsten Kabarettisten des Landes. Das haben ihm auch die Gäste im Magazin 4 mit ihrem lang anhaltenden Applaus bescheinigt.

 

Das Reichenhaller Tagblatt druckte am 23.5.2012 folgendes Interview, das Kathrin Thoma-Bregar nach seinem Auftritt mit Michael Altinger führte, ab:

 

 

 

Der nette Junge vom Land

 

Bad Reichenhall (kb) – Michael Altinger ist ein guter Garant, wenn es darum geht Säle zu füllen. Vergangene Woche hat der Kabarettist im Reichenhaller Magazin sein neues Programm „Das Ende vom Ich“ gegeben und sich mit dem Alter beschäftigt. Immerhin: über 40 Jahre ist der zweifache Familienvater schon. Eine Zeitenwende für einen Mann und höchste Eisenbahn, sich mit den wesentlichen Dingen des Lebens zu beschäftigen.

 

Herr Altinger, darf ich Du sagen?

Ja klar. Oder schaue ich etwa schon so alt aus?

 

Du bist schon das vierte Mal in Bad Reichenhall, gefällt es Dir hier?

Ich komme immer wieder gerne her, weil es eine sehr tolle Bühne mit einer guten Atmosphäre ist. Man merkt, das hier Rockkonzerte stattfinden, weil eine super Tonanlage da ist. Also bis jetzt ist es hier immer schön gewesen.

 

Du kommst aus Bachmehring bei Wasserburg, bist Du ein richtiges Landei?

Ja, aber ich habe auch noch eine Wohnung in Schwabing, weil ich beruflich viel in München zu tun  habe und es nicht immer schaffe, nach Hause zu fahren. Ich finde, ich hab eine ganz gute Mischung getroffen: die Stadt, wo man auch mal anonym unterwegs sein kann und das Land, wo alles sehr vertraut ist und wo ich verwurzelt bin. Da draußen bin ich einfach nur der Michi. Wobei, ich bin schon stolz, dass man mich dort auch als Kabarettist kennt. Auch wenn nicht jeder was mit dem Beruf anfangen kann. Aber die fragen dann meist ganz ehrlich: ‚Sag mal, arbeitest Du eigentlich nur abends?’ oder ‚Muss ich jetzt aufpassen was ich Dir erzähle, weil ich sonst gleich auf die Bühne komme?’.

 

Wie kommst Du zum Stoff für Deine Auftritte?

Den sammele ich ständig und überall. Man muss immer wach bleiben und eine Sensibilität dafür entwickeln, ob eine Geschichte was hergibt und nicht nur für mich, sondern auch für die anderen interessant ist. Sachen die mir gefallen, schreibe ich sofort auf, weil ich einer bin, der schnell wieder vergisst.

 

Ja, das Alter... Und dann wird aus vielen Einzelstücken ein Bühnenprogramm?

Ja, es ist eine Kunst, alles zu einer Gesamtgeschichte zusammenzufügen, und zwar so, dass es auch eine Dramaturgie hat. Diesen Anspruch habe ich, dass man ich mich nicht nur einfach hinstelle und eine Nummer so nach und nach absondere, sondern ein Grundanliegen vermittel.

 

Und was ist das Grundanliegen von „Das Ende vom Ich“?

Man soll endlich aufhören sich selbst so wahnsinnig wichtig zu nehmen und weggehen von dieser individualisierten Gesellschaft. Dann erkennt man, dass das Gemeinsame das Wichtige ist. Auch wenn Gemeinsamkeit viel Arbeit und Mühe bedarf, sie wird dafür auch belohnt.

 

Der Titel hört sich ein bisschen nach Midlifecrisis an?

Die habe ich zum Glück schon hinter mir. Aber ich bin durch ein tiefes Tal gegangen, mit allen Finessen die dazugehören, vom dicke-Auto-fahren bis hin zu Extremsport betreiben und viele Klamotten kaufen. Aber man muss dazu sagen, dass das Programm eigentlich ganz anders hätte heißen sollen, nämlich: „Schöner Arsch, das End vom Ich“. Aber Veranstalter und die Agentur haben befürchtet, dass bei dem Titel keine Leute kommen würden und deswegen heißt es nur „Das Ende vom Ich“. Ich find’s nicht so prickelnd.

 

 

Was magst Du lieber: Rucola oder Wasabi?

Ich hasse beides sehr, es ist also sehr authentisch, was ich auf der Bühne spiele. Ansonsten esse ich alles, ich habe eine sehr gute Köchin Zuhause.

 

Warum sollte man sich das Stück anschauen?

Weil man vielleicht ganz ähnliche Probleme hat wie ich. Und weil man sich ganz gerne mal wieder erkennen und über sich lachen können möchte. Das Stück erfordert nämlich eine ganze Menge Selbstironie. - Und weil man vielleicht Michael ganz lustig findet.

 

Bei den Mitarbeitern im Magazin4 bist Du als „ein ganz ein netter“ beliebt.

Ja, unter dem Prädikat leide ich seit vier Jahrzehnten. Aber es ist auch ein Vorteil, weil man aus so einer Deckung ganz gut schießen kann. Meine besten Freunde wissen schon, dass ich auch sauer werden kann. Es dauert lange, aber wenn ich mal explodiere, wird es Zappen duster.

 

Kabarettist war schon immer Dein Traumberuf?

Ja, schon mit zwölf Jahren. Um meine Eltern zu beruhigen, habe ich erst noch Sozialpädagogik studiert und auch ein paar Jahre als solcher gearbeitet. Nebenbei habe ich Schauspielunterricht genommen, Sprachtrainings gemacht und Operetten gesungen, bis dann irgendwann mein Chef im Jugendwohnheim Landshut gesagt hat: ‚Das ist jetzt nicht mehr mit dem Dienstplan zu vereinbaren, jetzt probier’s halt als Kabarettist. Wenn’s nicht funktioniert, kannst Du wiederkommen’.

 

Was soll mal auf Deinem Grabstein stehen?

Vielleicht: Alle dachten, er war nett.