Nepo Fitz hat alle unsere Erwartungen voll erfüllt und bot ein abwechslungsreiches, sehr rasantes Musikkabarett.

Im Reichenhaller Tagblatt vom 27.9.12 schrieb Katharina Stockhammer:

Anleitung zum "Abhitlern"

Nepo Fitz präsentiert lautstark sein Kabarett „Brunftzeit“

BAD REICHENHALL – Ziemlich lautstark und selbstironisch inszeniert Nepo Fitz den Auftakt zu seinem Programm „Brunftzeit – Wildwechsel und Liebestaumel“. Aus dem Off wird der junge Mann angekündigt: als Nachwuchs der Künstlerfamilie Fitz, die schon in der Steinzeit Kabarettprogramme – in Kalksteinformationen geritzt – für die Nachwelt hinterlassen hat und als Träger von 8430 Kabarett-Preisen. Und seit er den „Gratlerdorfer Pferdeapfel“ erhalten hat, gilt er gar als der „lustigste Mann des Universums“.

Dass der pfiffige Nepo Fitz witzig und spritzig ist, das hat sich inzwischen in der Kleinkunstszene herumgesprochen. Doch der Sohn des bayerischen Kabarett-Urgesteins Lisa Fitz ist dazu ein hervorragender Musiker und ausgebildeter Schauspieler mit erstaunlichen tänzerischen Fähigkeiten. Die stellt er gleich zu Beginn eindrucksvoll unter Beweis. Noch bevor aus seinem Mund die erste Silbe ertönt, wirbelt er als wilder Breakdancer über die Bühne, was das Publikum im Barraum des Magazin 4 mit kräftigem Begrüßungsapplaus goutiert. Artig bedankt Nepo sich dafür – in Zeitlupe!

Bereits diese Anfangsszenen lassen erraten, was die Gäste an diesem Abend erwartet, nämlich eine abwechslungsreiche Darbietung voller Ideen. Wort- und Musikkabarett im Wechsel, rasante Rock’n’Roll- und Boogie-Woogie-Einlagen am Piano mit und ohne Gesang, verbindet er in Teil 3 seiner „Mannwerdungs-Trilogie“ zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk.

Mit dem schmissigen „Great Balls of Fire“ von Jerry Lee Lewis leitet Nepo Fitz über in den Themenkomplex des bayerischen „Neun-Punkte-Lebensplans“. An dessen Anfang stehen „Schule und Studium“, am Ende „Haus, Hund und Tod“, zwischendurch wahlweise erweitert zum „14-Punkte-Plan“ mit Scheidung, neuer Ehe usw. Nun erfährt das Publikum, was Nepo schon hinter und was er noch vor sich hat. Er sinniert über die Dame seiner Wahl („sie liebt mich platonisch, ich habe mich vorsichtshalber überall gewaschen“), lästert über Feng Shui („Ikea für Spirituelle“), verrät süffisant, warum Männer in einem gewissen Alter nach Thailand, Frauen hingegen nach Kuba reisen. Und dass der ultimative Gegner letztendlich die Schwiegermutter sei. Trotzdem muss er zugeben, dass ihn die Mütter seiner Auserwählten zuweilen mehr liebten als die Freundinnen selbst. Das glaubt man sofort, wirkt der Blondschopf doch wie der personifizierte Liebling aller Mütter und Großmütter.

Erwachsen geworden, will Nepo eine Familie gründen, in ein Reihenhaus ziehen. Musste er sich früher gegen seinen Vater, den Rockmusiker Ali Khan durchsetzen, der die Meinung vertrat „Werd' du erst ein anständiger Rocker, dann können wir auch über eine Lehre als Einzelhandelskaufmann reden“, will er jetzt endlich biedere Bürgerlichkeit ausleben.

Fluch vor dem Spießerherz

Aber in dieser vermeintlichen Idylle angelangt, holen ihn die Geister seiner Ahnen wieder ein. Er hört unheimliche Stimmen, die ihn rufen: „Du musst fliehen…“. Denn in den erbarmungslosen Fängen des Vorstadtbürgertums rotierend, sitzt der Feind bereits in seinem Körper. Längst schlägt dem ambitionierten Schrebergärtner und Baumarkt-Shopper ein Spießerherz in der Brust. Dennoch merkt er selbst recht bald, dass für ihn, den liberal erzogenen, in diesem Leben persönliche Freiheit nicht vorgesehen ist und er flieht.

Es gelingt dem jungen Kabarettisten, durchaus ernste Themen hintersinnig in sein Programm einzubauen. Überzeichnet wird der Siedlungscowboy dargestellt, den es wohl in vielen Reihenhaussiedlungen gibt, der in der Nachbarschaft energisch auf Falschparker und exakte Mülltrennung achtet, dem sogar ein nachlässig beschriftetes Klingelschild ein Dorn im Auge ist. Einen Seitenhieb auf latent nationalistisch angehauchte Mitbürger kann sich Fitz dabei nicht verkneifen und gibt sogleich mit der skurrilen Tanzperformance „Töte den Nazi in dir“ eine schräge Anleitung zum „Abhitlern“. Er bewegt sich dabei im Grenzbereich zur schrillen Comedy und legt mit seiner jugendlichen Lebhaftigkeit den Finger in so manch politische Wunde, ohne auch nur ansatzweise belehrend zu wirken.

In der Fortsetzung seines Lebensplans ist Nepo Fitz inzwischen bei einer gescheiterten Beziehung angekommen. Nun ist er wieder in der „Brunftzeit“, sinniert darüber, wie es wohl wäre, wenn jene beim Menschen so „geregelt“ wäre wie im Tierreich. „Verliebt oder nur hormonell verwirrt“ ist jetzt die Frage. Als Beispiel für eine Erfolg versprechende „Party-Anmache“ zelebriert er anschließend am Klavier einen „Song für die eine unter den drei Milliarden Frauen“, Patrick Swayzes herzzerreißendes „She's like the Wind“ – eine weitere Demonstration seines musikalischen Talents.

Liebe vergeht, Hektar besteht

Zum Ende seines Programms hin ist für Romantik jedoch wenig Platz, ernüchternd wirkt seine Devise: „Liebe vergeht – Hektar besteht“. Aber in Nepo Fitz schlägt noch das Herz eines Romanciers, denn am Ende des „abgearbeiteten“ Plans „versöhnt“ er die anwesenden Damen mit einem hinreißenden Sprüchlein wie aus dem Poesiealbum: „Die Sonne am Tag, den Mond in der Nacht und einen lieben Menschen für immer“ sowie einer geschmeidigen Tanzeinlage zum „Soundtrack meines Lebens“.

Zu recht erhält er für seinen überaus kurzweiligen Auftritt einen lang anhaltenden Applaus. Und erst nach zwei Zugaben am Piano darf der sympathische und vielseitige Künstler die Bühne verlassen.