Wieder einmal überraschten uns die Freunde der akkustischen Gitarrenkunst mehr als positiv. In Scharen kamen die Leute aus nah und fern trotz eisiger Kälte, um Sammy Vomáčka und seine Spielkunst zu genießen. Unter ihnen war auch Barbara Titze, die für das Reichenhaller Tagblatt vom 29.01.2013 folgenden Bericht verfasste:

Gitarrengenuss für KennerFoto: Barbara Titze (Vielen Dank für die Überlassung!)

Sammy Vomáčka begeistert als Meister des Fingerpickings das Publikum im Magazin 4

BAD REICHENHALL - Seit über 40 Jahren tourt der gebürtige Tscheche Sammy Vomáčka mit seinen Gitarren durch die Welt. Sein Name gilt etwas unter den Kennern seines Genres. Er lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Obwohl er oft und gerne mit seinem Jazz-Trio auftritt, ist der Jazz nur eine Facette seines Repertoires. In seinem Konzert im Magazin 4, das mit „Solo“ überschrieben ist, aber nach seiner Aussage „keinen richtigen Titel hat“, zeigt Vomáčka seine Vielseitigkeit.

Nach einem kleinen Warm-up von Fritz Sklenarik beginnt „das Urgestein der akustischen Gitarre“ mit einem Boogie-Woogie. Die Besucher zeigen sich schon jetzt beeindruckt, ein leise geflüstertes „Wahnsinn“ ist zu vernehmen.

Vor allem Liebhaber der akustischen Gitarre sind heute hier, etliche aus Hallein herübergekommen, um den so selbstverständlich und beeindruckend unspektakulär agierenden Musiker zu erleben. Dieser rüttelt an seinem Instrument, als wenn er es sich erst noch zurechtbiegen müsste, er spielt ein paar Akkorde, verliert sich in einigen anderen, findet seinen Rhythmus, improvisiert, probiert aus und kreiert immer wieder Neues. Zwischendurch plaudert er, erzählt humorvoll von seinem Leben, seinen Jahren in Berlin, seinen Versuchen als Straßenmusiker, seinen jungen Jahren, in denen viel Musik und wenig Geld das freie und ungebundene Leben bestimmten.

Sammy Vomáčka hat nie eine musikalische Ausbildung genossen, er spielte nach, was er von Gitarristen wie Steffen Basho-Junghans, Werner Lämmerhirt, Peter Finger und Klaus Weiland hörte, er verfeinerte und verbesserte seine Kunst fortwährend beim Spielen und entwickelte eigene Ideen.

Das Fingerpicking ist nach Vomáčkas Worten gar nicht schwer, und wenn man ihm so beim Spielen zuhört, dann könnte man ihm beinahe Glauben schenken, so lässig und selbstverständlich kommen bei ihm auch die schwierigsten Passagen daher, so als wäre es tatsächlich ein Kinderspiel. „Wenn man es kann, ist es ganz einfach.“ Nun, damit hat er zweifelsohne recht, nur können muss man es eben erst mal.

„So ungefähr“, meint er lapidar nach jedem Song, als wenn das Publikum nur in etwa eine Vorstellung davon gewonnen hätte, wie man vielleicht auch spielen könnte, als wenn er nicht ein Meister seiner Kunst wäre.

Damals, sagt er, da gab es „die Shadows, die Kings, die Animals und die Stones, damals musste man ein Instrument noch richtig spielen können.“ Heute hört sich für ihn alles gleich an. Und er untermalt gleich akustisch, was er meint, gibt Beispiele für die Musik von damals und heute, er erklärt Kniffe und Feinheiten, erläutert die unterschiedlichen Musikrichtungen und ihre Eigenheiten.  Vielleicht versteht nur ein Teil des Publikums jedes Detail, aber man gewinnt auf jeden Fall den Eindruck, hier spricht einer, der weiß, wovon er redet. Er spielt „The Entertainer“, „Some of these days“ und ein extrem temporeiches Stück namens „Alabama Jewelry“. Manches kennt man, vieles hat man schon mal irgendwo gehört, aber der Titel will einem nicht einfallen. „Das ist doch nicht wichtig“, ist Vomáčkas Kommentar. „Hauptsache, es ist gute Musik.“ Als sich ein Handy mit einem interessanten Klingelton bemerkbar macht, greift er die Töne gleich in einer kleinen Improvisation auf. Er wechselt für einige Jazz-Stücke zur Jazzgitarre und demonstriert mit der aus Metall gefertigten Resonator-Westerngitarre „Dobro“, wie man als Straßenmusiker „eingängige, laute und unkomplizierte“ Stücke spielt, die schnelles Geld bringen.

Für Vomáčka gibt es keine strengen musikalischen Regeln, ein Solo kann mal so, mal so ausfallen, ein Song heute so und morgen wieder anders gespielt werden, manchmal ist er direkt selber überrascht, was ihm da wieder eingefallen ist. Das macht seine Interpretationen immer wieder neu und reizvoll. Man kann ihm einfach gut zuhören.

Das Publikum ist beeindruckt von seiner Virtuosität, von seinem Können und der Leichtigkeit, mit der er auch die kompliziertesten Griffe scheinbar mühelos bewältigt. Und so mancher nimmt sich vielleicht vor, das mit dem Fingerpicking noch viel intensiver als bisher zu üben. Irgendwie müsste man das doch hinkriegen. Zumindest „so ungefähr“!

Foto: Barbara Titze (vielen Dank für die Überlassung!)